Englisch als Unternehmenssprache in deutschsprachigen Firmen

Peter Delius
CEO Lingoplanet GmbH

Die Umstellung der Unternehmenssprache ist eine komplexe Aufgabe, die sorgfältige Planung und Ressourcenbereitstellung erfordert. Durch den proaktiven Umgang mit kulturellen Veränderungen, sprachlichen Barrieren und durch Trainingsangebote können Unternehmen jedoch den Übergang erleichtern.

Implementierung der Unternehmenssprache Englisch in Deutschland

Ob als global player in der Automobilindustrie, als hochspezialisierter Werkzeugmaschinenbauer oder als digitaler Medienanbieter im Wissenschaftsbereich – kein deutsches Unternehmen, das sich langfristig behaupten möchte, kommt heute ohne voll integrierten Zugang zum Weltmarkt und den intensiven Austausch mit Lieferanten, Dienstleistern und Kunden im Ausland aus. Wenn deshalb der Anteil an Mitarbeiter:innen wächst, die nicht Deutsch sprechen und dies für ihre Aufgaben auch nicht brauchen, stellt sich irgendwann die Frage, ob diese sprachliche Parallelität funktioniert oder ob sie die Unternehmenseffizienz behindert.

Die Entscheidung für Englisch als Unternehmenssprache ist von großer strategischer Reichweite. Einerseits hat der Wechsel der Geschäftssprache (corporate language) eine Vielzahl von Vorteilen, wie verbesserte Kommunikation in internationalen Teams, erweiterte Geschäftsmöglichkeiten und gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit. Doch mehr als andere betriebliche Veränderungen stellt die Anforderung, dauerhaft in einer Fremdsprache zu kommunizieren, für viele Mitarbeiter:innen eine tiefgreifende persönliche Herausforderung dar.

Wie kann dieser sensible Wandel umsichtig gesteuert werden, wie können alle Beteiligten motiviert und mitgenommen werden? In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Herausforderungen, die das Change Management adressieren muss.

  1. Sprachliche Barrieren: Selbst wenn Mitarbeiter:innen gute Kenntnisse in Englisch haben, können sprachliche Barrieren die Effektivität der Kommunikation am Anfang beeinträchtigen. Fachbegriffe, kulturelle Nuancen und unterschiedliche Dialekte können zu Missverständnissen führen. Unternehmen sollten deshalb frühzeitig und nachhaltig Schulungen und Ressourcen zur Verfügung stellen, um die sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Hierbei sollte zwischen kurz- und mittelfristigen Maßnahmen und Zielen unterschieden werden.
  2. Verlust von Fachkompetenz: Einige Mitarbeiter:innen werden Schwierigkeiten haben, sich in der neuen Sprache präzise auszudrücken, was die Kommunikation erschwert und letztlich zu einem Verlust von Fachkompetenz im Team führen kann. Hier hilft gezieltes Sprachtraining, das sich an der Arbeitsrealität der Teilnehmer:innen orientiert und konkrete Redemittel und Vokabellisten bereitstellt.
  3. Kultureller Wandel: Die Umstellung der Unternehmenssprache geht oft Hand in Hand mit einem kulturellen Wandel, den alle Betroffenen in unterschiedlicher Weise empfinden. Die Beschäftigten müssen nicht nur eine neue Sprache lernen, sondern auch eine veränderte Unternehmenskultur akzeptieren. Dieser Wandel kann zu Unsicherheiten und Widerstand führen, da Mitarbeiter:innen möglicherweise ihre gewohnte Arbeitsumgebung und Kommunikationsstrukturen in Frage gestellt sehen. Hier sind Teamleiter:innen und die Geschäftsführung aufgerufen, moderierten Erfahrungsaustausch in Gruppen und ggf. teamdynamische Sprachworkshops anzubieten.
  4. Unsicherheit und Widerstand: Mitarbeiter:innen, die sprachlich unsicher sind und gar einen Wandel in der Unternehmenskultur verspüren, sehen ihre eigenen Fähigkeiten und Karriereaussichten tendenziell kritisch. Damit hier keine Blockaden entstehen oder es zu Resignation und Abwanderung kommt, ist es wichtig, dass die Unternehmensführung diese Themen offen anspricht, die Erwartungen an die Teams transparent kommuniziert und Mitarbeiter:innen aktiv in den Umstellungsprozess einbezieht. So werden Unsicherheiten abgebaut und auch schwächere Mitarbeiter:innen sehen sich in einem Wandel mitgenommen, der alle betrifft und niemanden zurücklässt.
  5. Implementierung von Sprachrichtlinien: Insbesondere in gemischten Teams, in denen englische und deutsche Muttersprachler:innen zusammenarbeiten, helfen Sprachrichtlinien, um sicherzustellen, dass die Kommunikation einheitlich und professionell ist. Dies umfasst allgemein zugängliche Sprachressourcen wie Fachglossare und Sammlungen von Redemitteln (vorformulierte Sätze und Wendungen) und Stilrichtlinien für die schriftliche und mündliche Kommunikation. Die Erarbeitung der Sprachressourcen und Stilrichtlinien kann unternehmensintern und mit Begleitung durch externe Fachleute durchgeführt werden.
  6. Kommunikationstraining: Neben der Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten sollten Unternehmen auch in Kommunikationstraining investieren. Diese Schulungen können darauf abzielen, kulturelle Unterschiede zu überbrücken, effektive Besprechungen zu führen und insgesamt in Smalltalk und Fachbesprechungen Sicherheit und Routine zu entwickeln